IDEE

Im September 2008 wurde KUNSTtransit in einem vorübergehend leer gewordenen Laden in Karlsruhe aus der Taufe gehoben. Von dort entwickelte sich daraus ein nomadisierender Kultur-Projektraum in weiteren temporär leer stehenden Läden der Karlsruher Innenstadt, organisiert von Künstlern für Künstler. Von Anfang an hatten wir dabei ein Netzwerk zu lediglich anderen Künstlerinitiativen im Visier. Inzwischen aber dehnt sich dieser Netzwerkgedanke weit über den Rahmen der Kunst hinaus. Viel eher suchen wir mittlerweile ein Netzwerk mit Menschen und Unternehmen, die das Wesen künstlerischer Denkprozesse und Vorgehensweisen für sich gut heißen und gleichzeitig freimütig daran arbeiten, ihre Visionen und Ideen in die Tat umzusetzen. „-transit“ erhält damit den Sinn von stetiger Bewegung, Veränderung, Reflektion sowie Aufbruch zu neuen und unvoreingenommenen Kooperationen, zu anderem Umgang mit Kulturarbeit, zu anderem Umgang mit Arbeit per se.

Fragen nach gegenwärtiger Urbanität in ihrer besonderen lokalen Ausrichtung sowie deren kulturelle Grenzen und Chancen befeuern immer wieder die inhaltlichen Standortbestimmungen und Vorgehensweisen von KUNSTtransit. Auf die Weise eines mobilen und kollektiven Künstlerunternehmens schaffen wir, was Künstler, gerade in einer Stadt mit 2 großen Kunst- und Gestaltungshochschulen benötigen, nämlich das Experiment und dafür entsprechenden Raum zu finanziell leistbaren Konditionen sowie direktem und unmittelbarem Zugang zu Publikum. Letzteres wiederum geht eher seinen Alltagsgeschäften nach, denn mit der Absicht, gezielt einen Kunst- und Kulturraum aufzusuchen. Kritische Distanz zu tradierten Vorstellungen innerhalb des Kunstbetriebes ergeben sich damit von selbst. Den Diskurs darüber wollen wir jedoch nicht nur im Kunstbetrieb intern führen, sondern mit jedem, der uns findet, aufsucht und sich dafür interessiert.

Die innerhalb des Kunst- und Kulturbetriebes schon sehr alte, eher in der Moderne verankerte, jedoch auch noch heute ständig wiederkehrende Frage, nach der Bedeutung von Kunst hinsichtlich deren merkantilen Seite einerseits versus der idealistischen und völlig zweckfreien Absicht auf der anderen Seite, erhält, dadurch, dass wir uns überwiegend temporär leere Läden, also vormals Orte der Merkantilität, für unsere Projekte aussuchen, natürlich immer neue Nahrung und interne wie externe Auseinandersetzung. Wir arbeiten seit Bestehen von KUNSTtransit mit Kunsthandwerkern genauso wie mit einer Literatin als eben auch mit Bildenden Künstlern zusammen. Seit Beginn des Jahres 2011 freuen wir uns über eine neue Kooperation mit der Karlsruher Plattform für Produktdesigner „entenfang.org“ (www.entenfang.org), mit der wir unsere Ausstellungen ab sofort im Schaukelrhythmus teilen werden.

Eine solch heterogene Gruppe und deren diverse Projekte bzw. Arrangements gibt ganz offensichtlich, auch in der schon nahezu fast wieder überkommenen Postmoderne, Anlass zu sehr ambivalenten Reaktionen und Zweifeln. Genau dies aber ist der Stoff, an und durch den Kunst und Kultur sich weiter entwickelt. Wir meinen, dass dies die größte Qualität ist, die sich KUNSTtransit schafft: Den Transit der festen Vorstellungen und Kategorisierungen hin zur ständigen Überprüfung am Moment und damit die Herausforderung, die Andersartigkeit, die Vielheit zu respektieren und zu schätzen, gleichzeitig aber einer niveaulosen Beliebigkeit nicht anheim zu fallen.

Nicht zuletzt aber arbeitet KUNSTtransit bereits seit Oktober 2009 – damals begonnen mit einer internationalen Literaturwoche – auch verstärkt daran, nicht nur lokal (Gegenwarts)Kultur als universelle Sprache möglichst unmittelbar und niederschwellig einem breiten Publikum vorzustellen. Wir entwickeln auch in internationalen Kontext Projekte, innerhalb derer Kunst Anlass zu neuen Sichtweisen und Ansatzpunkten ziviler und menschlicher Umorientierungen gibt.